DER TOTENTANZ

Eine der Varianten der Vorstellung der Europäer von der Vergänglichkeit des menschlichen Seins. Die ersten Totentänze – allegorische Sujets in der bildenden Kunst und in der Literatur des Mittelalters – kamen in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa auf und existierten bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts.

Der Totentanz ist ein eigentümlicher Tanz von Skeletten, Sendboten des Todes; Tanz des Todes mit unlängst Verstorbenen. Traditionell in solchen Darstellungen führt der Tod in Gestalt eines Skeletts zum Grab der Repräsentanten verschiedener Schichten der Gesellschaft. Diesem allegorischen Drama lag die mittelalterliche Idee von der Nichtigkeit des menschlichen Lebens zugrunde, von der Gleichheit aller vor dem Tod. Dieses Genre war in Malerei, Skulptur und Graphik verbreitet. Es entstand in Deutschland und erfuhr schnell Verbreitung in Frankreich, England und Italien. Besonderer Popularität in Italien erfreute sich das Thema „Triumph des Todes". Im Unterschied zu den Nordländern, wo unter den Helden dieser Szenen der Geist der Verzweiflung und Ergebenheit überwog, herrschte in Spanien unter den Gestalten der Geist von Ablehnung und Widerstand.

In frühen Darstellungen waren bis zu 24 Figuren, die der Tod fortführt, an der Handlung beteiligt: vom römischen Papst und Kaiser bis zur Mutter mit dem Kind. Allmählich vergrößerte sich die Zahl der Personen; in dem Zyklus von H. Holbein d. J., einem der letzten Künstler, die den Totentanz dargestellt haben, werden 40 Figuren gezählt.