Unter „Passion“ wurden gewöhnlich jene physischen und seelischen Leiden verstanden, die Jesus Christus in den letzten Tagen seines irdischen Lebens durchgemacht hat. Dieses Thema war im Deutschland des 15. und 16. Jahrhunderts besonders populär. Die Kirche nutzte die bildende Kunst, besonders die Graphik, dafür, um den breiten, oft des Lesens und Schreibens unkundigen Volksmassen von den letzten Tagen im Leben Christi zu erzählen. Schon im Mittelalter war eine Ikonographie aller Sujets ausgearbeitet, die leicht erkennbar war.
Der Zyklus „Passion“ von Martin Schongauer ist in der Technik des Kupferstichs ausgeführt. Er ging den Arbeiten A. Dürers zu diesem Thema voraus und war der erste in der Geschichte der europäischen Graphik. Der Zyklus besteht aus 12 Blättern eines (für den Kupferstich) großen Formats und zeichnet sich durch die Feinheit der Ausführung aus. Einzelne Kompositionen des Zyklus, solche wie „Geburt Christi“ oder „Anbetung der Könige“ hatte A. Dürer in den Holzschnitten der Serie „Das Marienleben“ benutzt. Dieser Zyklus von Schongauer wurde mehrfach kopiert.