NEVEZHINA, VERA
Promovierte Kunstwissenschaftlerin, Museumsmitarbeiterin, große Spezialistin auf dem Gebiet der Graphikkunst Westeuropas
1878–1959
Mit Beendigung des Moskauer Elisabeth-Instituts fuhr Neweshina 1897 nach Petersburg, wo sie in der Philologischen Abteilung der Höheren Frauenkurse studierte. Von 1903 bis 1906 setzte sie die Ausbildung in Deutschland an der Philosophischen Fakultät der Heidelberger Universität fort. Ab 1901 arbeitete sie mit verschiedenen Verlagen Moskaus und Petersburgs zusammen. Von 1912 bis 1918 unterrichtete Neweshina ausländische Literatur in den höheren Klassen der Stroganowschen Künstlerisch-Industriellen Lehranstalt. 1918 bis 1923 arbeitete sie in der Narkompros-Abteilung für Museumswesen. 1919 beendete sie die Kurse für Museumswissenschaft des Narkompros und begann im Rumjanzew-Museum als Kustodin für Bücher zur Kunst zu arbeiten. Im Jahr 1924 wurde das Kupferstichkabinett ins Museum der Schönen Künste überführt, wo Neweshina 33 Jahre lang arbeitete, bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1957.
Von 1938 bis 1941 und 1945 bis 1957 leitete Wera Michajlowna das Kupferstichkabinett und ist die einzige Leiterin, die auf diesem Posten ungefähr 20 Jahre gearbeitet hat. Ihre große Allgemeinbildung, die grundlegenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Geschichte der bildenden Künste und insbesondere der Geschichte der graphischen Künste, ihre Fähigkeit, sich aus den Winkelzügen innermusealen Politik herauszuhalten, Toleranz gegenüber den Mitarbeitern des Kabinetts – all das gestattete ihr, solange die Graphikabteilung zu leiten und ein Vorbild für ihre Nachfolger zu werden.
W.M. Neweshina begann die Arbeit in der Abteilung mit dem Studium der englischen Graphik, danach wandte sie sich der deutschen, niederländischen und holländischen Graphik zu, veranstaltete Ausstellungen, schrieb Aufsätze, Kataloge und hielt Vorträge. Unter ihren Hauptwerken: Современная английская гравюра и литография. Москва, 1926 (Zeitgenössische englische Graphik und Lithographie); Нюрнбергские граверы XVI века в ГМИИ. Москва, 1930 (Nürnberger Graphiker des 16. Jahrhunderts im GMII); Рембрандт. Москва, 1936 (Rembrandt); Рубенс. Москва, 1938 (Rubens); Очерки по истории и технике гравюры. Mосква, 1941 (Studien zur Geschichte und Technik der Graphik); Голландский рисунок XVII века. Совместно с Т.А. Цешковской. Mосква, 1974 (Die holländische Zeichnung des 17. Jahrhunderts. Zusammen mit T.A. Ceškovskaja); Übersetzungen der Bücher: Вельфлин Г. Классическое искусство. Санкт-Петербург, 1912 (Wölfflin H. Die klassische Kunst); Декарт Р. Метафизические размышления. Санкт-Петербург, 1901 (Descartes R. Les meditations métaphysiques).